Der Thüringen-Monitor untersucht jährlich die Einstellung der Thüringer zu Themen wie Rechtsextremismus und Demokratie. In meiner Diplomarbeit präsentierte ich die erschreckenden Umfragewerte erstmal ganz harmlos. Auf den zweiten Blick jedoch ...
Sind das braune Bömbchen? Oder fließt aus diesen Brustwarzen braune Muttermilch?
Das Maskottchen der Landeshauptstadt, die Erfurter Puffbohne, verrät dem Leser, dass nur wenige Ausländer in Thüringen leben. 2006 betrug der Ausländeranteil an der Thüringer Bevölkerung 1,4%.«
Das Foto wirkt auf den ersten Blick harmlos. Aber weshalb das zerbrochene Porzellan? Und dann, bei näherem Hinsehen …
… bemerkt man den kleinen Text.
Frische Äpfel, faule Äpfel. Dort steht in kleiner Schriftgröße:»›Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen.‹ 50 % der Thüringer stimmen dieser Aussage zu.«
Die Thüringer Bratwürste lagen wohl zu lange auf dem Rost. Der Text dazu lautet: »›Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten.‹ 21 % der Thüringer stimmen dieser Aussage zu.«
Die Herausgeber des Thüringen-Monitors 2005 fanden heraus: »17% der Thüringer sind rechtsextrem eingestellt.«
Alle Bilder auf einen Blick. Der Thüringer Bürger soll da abgeholt werden, wo er sich zu Hause fühlt: Zwischen kulinarischen Spezialitäten und anderen Symbolen Thüringer Erfolgs. Was erst einmal harmlos wirkt, bekommt eine neue, wenig appetitliche Aussage, wenn sich der Leser die kleinen, unauffälligen Texte zu Gemüte führt.
Der Textteil des Heftes besteht aus Interviews, die ich mit verschiedenen Akteuren – u. a. Politikern, Journalisten, Initiativen gegen Rechts sowie einem ehemaligen Neonazi – führte.
Im Jahr 2005 stimmten 60% der Thüringer der Aussage zu, die BRD sei in einem gefährlichen Maße überfremdet – und das trotz eines verschwindend geringen Ausländeranteils. Die Zahl stammt aus einer jährlich verfassten Studie der Uni Jena, dem Thüringen-Monitor. Die Zustimmungswerte zu ausländerfeindlichen oder extrem nationalistischen Aussagen schrien förmlich danach, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Das Ergebnis ist ein Heft mit dem Titel »Schön gefärbt – Deutschlands Mitte wirds zu bunt.« Das Heft war Teil meiner Diplomarbeit.
Den aktuellen Thüringen-Monitor kann man bei der Thüringer Staatskanzlei herunterladen.
